Pfarrkirche St. Maria Magdalena
2021 feierten wir auf vielseitige Weise das 200-jährige Bestehen unserer imposanten Pfarrkirche.Fakten zu unserer Kirche
Die heutige Kirche entstand in den Jahren 1812–1821, die Ausstattung etwas später. Architekt und Baumeister war Jost Kopp von Beromünster (1759–1830). Treibende Kraft für die Erstellung des Baues war Pfarrer Peter Ignaz von Flüe (1762–1834). Der Bau ist kunsthistorisch insofern von Bedeutung, als mit ihm der klassizistische Baustil auch in der Innerschweiz endgültig zum Durchbruch kam. Die Architektur des Spätbarocks weicht klaren Raumproportionen und linear gesetzten Akzenten eines nüchtern und zurückhaltend empfundenen Raumgefüges. Der Bau weist die Form eines lateinischen Kreuzes auf, das aussen durch die kräftig vorspringenden Seitenflügel betont wird.
Die Kirche ist 50,4 Meter lang und 19,3 Meter breit. Aussen wird sie dominiert vom 91,17 Meter hohen, überschlanken Turm mit dem Helm aus dem Jahr 1889; der ursprüngliche, fast gleich hohe Helm aus der Bauzeit brannte1887 nach einem Blitzschlag bis zum Glockenstuhl herunter.
1872 erfuhr die Kirche eine Innenrenovation. Dabei wurden die Deckenrahmen mit Bildern ausgemalt, wie dies eigentlich zur Bauzeit schon vorgesehen war. 1985 wurden diese wenig ansprechenden Malereien entfernt und durch die jetzigen Bilder von Karl Manninger ersetzt.
1985 wurde die Kirche innen und aussen umfassend restauriert.
Quelle: Pfarrkirche St. Maria Magdalena Alpnach von Otto Camenzind
Im Jahr 2021 wurde unsere schöne Kirche 200 Jahre alt! Im Folgejahr wurde das Jubiläum schliesslich mit einem Jubiläumsspiel und anderen Aktivitäten gefeiert.
Die Kirchen im alemannischen Raum wurden seit dem Mittelalter der Gottesmutter Maria geweiht. Nach einem Ablassbrief von 1301 war die erste Kirche in Alpnach (erbaut in den Jahren 1036 bis 1173) der Gottesmutter Maria geweiht.
Am 21. Dezember 1345 wurde eine neue Kirche der Gottesmutter Maria, den hl. Drei Königen, dem Erzengel Michael und aller Engel geweiht. Am 21. Juli 1432 wurde die Kirche (nach einem Blitzschlag) neu eingeweiht. Mit dieser Einweihung wird erstmals unter den Patrozinien die hl. Maria Magdalena genannt.
In den Jahren 1623 bis 1625 wurde der Chor in der Kirche neu gestaltet. Im Gewölbe liess der damalige Pfarrer Wolfgang Roth das Bild mit der Verzückung der hl. Maria Magdalena malen. Es scheint, dass um diese Zeit das Patronat der Kirche von der Gottesmutter Maria auf die hl. Maria Magdalena übergegangen ist.
Die heutige Pfarrkirche wurde am 1. November 1821 unter dem Patronat der hl. Maria Magdalena eingeweiht.
Im neuen Testament wird Maria Magdalena als Begleiterin von Jesus und als Zeugin der Auferstehung erwähnt. Ihr zweiter Name bezieht sich auf ihren Herkunftsort Magdala am See Genezareth.
Quelle: Pfarrkirche St. Maria Magdalena Alpnach von Otto Camenzind
Franz Schäli, Pfarrer in Alpnach
Franz Schäli (geb. 1751) war in den Jahren 1773 bis 1811 in Alpnach als Frühmesser, Pfarrhelfer und zuletzt als Pfarrer tätig. Er hat die ganze Vorgeschichte zum Kirchenbau miterlebt. Damit eine unverbrauchte Kraft den Bau begleiten kann, ist er im Jahr 1811 zurückgetreten. Er starb am 17. Februar 1812 in Alpnach als Resignat.
Peter Anton Jöri, Präsident der Kilchgenossen
Peter Anton Jöri (geb. 1752) war seit 1794 Mitglied des Kilchenrates. Während der Bauzeit war er als Kilcherpräsident auch verantwortlich für die Bauarbeiten sowie die ausserordentliche Rechnung über den Kirchenbau. Er unterstützte die Pläne von Pfarrer Ignaz Peter von Flüe. Die von ihm vorgelegte Bauabrechnung wurde 1822 vom Kilchenrat genehmigt. Er starb 1837 in Alpnach.
Peter Ignaz von Flüe, Pfarrer in Alpnach
Peter Ignaz von Flüe (geb. 1762) wurde bereits mit 19 Jahren Ratsherr in Obwalden. Anschliessend auch Zeugherr, Bauherr, Landstatthalter und 1791 erstmals Landammann. Zur Zeit der Helvetik setzte er mit grosser Härte die französischen Anliegen durch. Mit Ende der Helvetik verlor er im Jahr 1803 alle politischen Ämter. Er entschied sich dann, Priester zu werden. Nach dem Theologiestudium wurde er am 25. November 1804 zum Priester geweiht. Nach Vikariatsstellen in Neudorf und Hägglingen kehrte er im Jahr 1808 nach Obwalden zurück.
Nach der Resignation von Pfarrer Schäli wurde Peter Ignaz von Flüe am 27. Dezember 1811 zum Pfarrer in Alpnach gewählt. Umgehend machte er sich an die Verwirklichung der Pläne zum Kirchenneubau. Der damalige Präsident der Kilchgenossen, Peter Anton Jöri, unterstützte das Bauvorhaben bedingungslos. Pfarrer Peter Ignaz von Flüe war die treibende Kraft für die Verwirklichung des Kirchenneubaues. Unter seiner Leitung geriet nun alles grösser. Es war sein Ziel, das neue Gotteshaus mit allem Reichtum auszustatten. Mit seinem Vorgehen waren nicht alle einverstanden. Wahrscheinlich hat er viele Arbeiten und Anschaffungen aus dem eigenen Vermögen bezahlt. Er starb am 14. März 1834 in Alpnach.
Jost Kopp, Baumeister und Architekt
Jost Kopp (geb. 1759) stammte aus einer Maurer- und Steinmetzfamilie in Beromünster. Im Jahr 1811 hat sich der gelernte Zimmermann als Baumeister selbstständig gemacht und war an der Planung der neuen Pfarrkirche beteiligt. Die Pläne basierten auf Skizzen des Baumeisters Josef Purtschert aus Beromünster. Nach Beendigung des Kirchenbaues in Alpnach zog Jost Kopp mit seiner Familie wieder nach Beromünster.
Anschliessend baute er die reformierten Kirchen in Meisterschwanden und Seengen sowie Bauten in Menziken. Sein Hauptwerk ist aber das Alpnacher Gotteshaus. Er starb am 11. Februar 1830 in Beromünster.
In den Jahren zwischen 1036 und 1173 entstand wohl die erste Kirche in Alpnach. Im Jahr 1345 wurde eine neue Kirche gebaut. Im Jahr 1432 wurde diese Kirche, nachdem sie durch einen Blitzschlag stark beschädigt wurde, neu eingeweiht.
Um die Mitte des 18. Jahrhunderts entwickelte sich in Alpnach die Idee für eine neue und grössere Kirche. Es wurden erste Schritte für die Finanzierung mit Sammlungen gestartet. Erst im Jahr 1790 kam man einen Schritt weiter.
Am Sonntag, 21. November 1790, beschlossen die Kirchgenossen sowie die Bei- und Hintersassen, eine neue und «dem Kirchgang anständige» Pfarrkirche zu bauen. Die Bereitstellung der Finanzen und Materialien sowie die Behebung der Differenzen zwischen den Beteiligten dauerte 20 Jahre. Im Jahr 1811 beschloss die Kirchgemeinde Alpnach den Bau der neuen Kirche.
Im Frühjahr 1812 begann der Bau der neuen Kirche. Die Kriegsjahre 1813 und 1814 sowie die nachfolgende allgemeine Teuerung und Hungersnot in den Jahren 1815 bis 1817 hatten grossen Einfluss auf den Fortschritt der Bauarbeiten. Der Rohbau wurde im Jahr 1817 fertig erstellt. Am Neujahrstag 1820 wurde der erste Gottesdienst in der neuen Kirche gehalten. An Allerheiligen 1821 wurde die Kirche durch Bischof Karl Rudolf von Chur eingeweiht. Die grossen Schwierigkeiten beim Bau sowie die finanziellen Engpässe führten dazu, dass die neue Kirche seit 1820 benützt wurde, jedoch im Innern nicht vollständig ausgestattet war.
In den folgenden Jahren wurden Altäre ergänzt, Bilder gemalt und Seitenaltäre errichtet. Die finanziellen Lasten waren sehr gross. Neben dem Verkauf von Wäldern und Holz mussten auch grosse Beträge in Form von Darlehen und Gülten aufgenommen werden. Noch im Jahr 1840 weist die Rechnung der Kirchgemeinde Schulden für den Neubau der Kirche aus. Die hohen Kosten des Kirchenneubaues führten zu jahrelangen Spannungen zwischen den Kilchern und den Beisassen.
50 Jahre nach der Einweihung der Kirche fehlte immer noch ein wesentlicher Teil der Ausstattung, nämlich die Deckengemälde. Im Jahr 1872 beschloss die Kirchgemeinde, den Innenraum der Kirche zu renovieren und mit Deckengemälden zu ergänzen.
In der Nacht vom 31. Juli auf den 1. August 1887 schlug der Blitz in den Kirchturm ein und setzte das Holzwerk in Brand. Der Turm wurde bis zum Glockenstuhl ein Raub der Flammen. Durch die Löscharbeiten wurden auch der Dachstuhl und das Kirchenschiff in Mitleidenschaft gezogen. Am 26. Dezember 1887 beschloss die Kirchgemeinde, den Turm wieder aufzubauen, die übrigen Schäden zu reparieren und das Orgelwerk zu vergrössern bzw. zu verbessern. Im Mai 1888 wurde die neue Orgel eingebaut. Ende Sommer 1889 war der neue Kirchturm auch wieder aufgebaut.
Im Jahr 1945 wurde wieder eine neue Orgel eingebaut. In den Jahren 1985/1986 wurde die Kirche innen und aussen umfassend restauriert.
In den Jahren 1986/1987 wurden vier neue Deckenbilder durch den bayerischen Kunstmaler Karl Manninger gemalt.
Quelle: Pfarrkirche St. Maria Magdalena Alpnach von Otto Camenzind
Glocken und Bedeutungen
Die Grösste As
Sie ist die Maria-Magdalena-Glocke und stammt aus der Giesserei Rüetschi in Aarau, gegossen 1889. Sie trägt die Bilder Jesu Christi am Kreuz und darunter Maria Magdalena, die Bilder der Heiligsten Dreifaltigkeit, des Hl. Bruder Klaus und des Hl. Valentin. Ihre Aufschrift lautet: «Gelobt sei die heilige und ungeteilte Dreifaltigkeit! Friede den Lebenden, Ruhe den Verstorbenen, Ehre den Heiligen. Hl. Maria Magdalena, hl. Valentin, sel. Niklaus von Flüe, bittet für uns!»
Die Zweite C
Sie trägt die Bilder der zwölf Apostel, Christus am Kreuz, Hl. Wolfgang, Hl. Theodul, Muttergottes, Hl. Agatha und Hl. Bruder Klaus. Ihre Aufschrift lautet: «Gott erbarme sich unser und segne uns, er lasse sein Antlitz leuchten über uns und erbarme sich unser. Us dem Für flos ich – M. Moritz Schwartz zu Luzern gos mich 1590.»
Die Dritte Es
Sie ist die St.-Anna-Glocke und wurde ebenfalls von Moritz Schwartz in Luzern 1591 gegossen. Ihre Inschrift: «Hl. Anna, bitt für uns! Allerheiligste Dreifaltigkeit, erbarme dich gnädigst der Deinen.» Dargestellt werden Christus am Kreuz, Hl. Anna selbdritt, Hl. Petrus, Hl. Theodul. Diese Glocke wurde von Landammann Wolfgang Schönenbühl gestiftet. Dafür wurde beim Guss der Glocke das Schönenbühlwappen mit der Lilie eingearbeitet. Dies ist heute das Alpnacher Wappen.
Die Vierte F
Dies ist die Todeszeichen-Glocke – die Veteranin im Kirchenturm – und wurde 1458 gegossen. Sie trägt die Inschrift: «O König der Herrlichkeit, Christus, komm zu uns mit Deinem Frieden.» Dargestellt sind Maria, der Erzengel Michael und der Hl. Antonius.
Im Jahr 1997 ist die Glocke gebrochen. Unter Leitung von Hans Wallimann wurde die Glocke ausgebaut und zur Reparatur gebracht. Im Frühjahr 1998 wurde die reparierte Glocke mithilfe der Schulkinder aufgezogen und wieder eingebaut. Unsere Totenglocke ist das älteste Kulturgut unserer Gemeinde, welche heute noch im Einsatz ist.
Die Fünfte As
Sie ist die Barbara- und Katharina-Glocke. Als Wettersegenglocke ist sie besonders bekannt und geschätzt. Sie stammt aus der Glockengiesserei Rüetschi und wurde 1890 gegossen. Ihre Inschrift lautet: «Dem sterblichen, hinfälligen Menschen komme zu Hilfe, Barbara.» Dargestellt sind Hl. Barbara, Hl. Katharina von Alexandria und Hl. Josef.
Die Kleinste C
Das ist die Marienglocke und wurde ebenfalls 1890 in Aarau gegossen. Auf ihr stehen die Worte: «Gegrüsst seist du Maria, voll der Gnade, der Herr ist mit Dir. Das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt.» Sie trägt die Bilder der Muttergottes, des Hl. Georg mit dem Drachen und des Hl. Josef.
Die Bedeutungen des Geläutes
In erster Linie dienen die Glocken dazu, den Beginn des Gottesdienstes anzuzeigen und die Gläubigen zusammenzuführen. Während des Gottesdienstes machen sie durch kurze Zeichen die zu Hause Gebliebenen auf den Fortgang der gottesdienstlichen Feier aufmerksam (Wandlungsläuten). Sie dienen aber auch der Aufforderung zum privaten Gebet (Betläuten: morgens 5.00 Uhr, mittags 12.00 Uhr und abends).
Endläuten («Chlänkä»)
Den Gläubigen wird bekannt gegeben, dass jemand aus der Pfarrei gestorben ist. «Chlänkä» hat die Bedeutung von «Es darf nicht schön klingen», da es sich um etwas Trauriges handelt. Geläutet wird mit der vierten Glocke (Totenglocke). Beim Tode einer Frau zweimal fünf Minuten, bei einem Mann dreimal fünf Minuten.
Wettersegenläuten
Vom Markustag (25. April) bis zum Fest Kreuzerhöhung (14. September) wird jeweils um 18.00 Uhr mit der zweitgrössten Glocke geläutet.
Silvester/Neujahr
Zur Besinnung wird bei der Jahreswende das alte Jahr mit allen Glocken ausgeläutet und das neue Jahr eingeläutet.
«Rätschen»
In den Kartagen (Karfreitag, Karsamstag) ersetzt ein hölzernes Klopfinstrument die Glocken, die sogenannte «Rätsche».
Nutzung sakraler Räume in Alpnach
Die Pfarrkirche und der Besinnungsraum sowie die Kapellen Schoried, Rengg und Alpnachstad sind Häuser der Stille, der Begegnung und der Besinnung. Sie sind Orte des liturgischen Feierns. Die Kirche und Kapellen sind offen für alle, die das Besondere eines Gotteshauses suchen und respektieren.
- Die Pfarrkirche und die Kapellen der Kirchgemeinde Alpnach stehen zur Verfügung:
a) für Gottesdienste und kirchliche Veranstaltungen
b) für Veranstaltungen, die dem sakralen Raum entsprechen - Die Anlässe der Pfarrei haben vor anderen Veranstaltungen Vorrang.
- Der Zustimmung des Pfarrers oder des Pfarreikoordinators bedürfen:
a) liturgische Anlässe oder kirchliche Veranstaltungen,
die durch eine auswärtige Person geleitet werden
b) alle übrigen Veranstaltungen - Der Pfarrer oder der Pfarreikoordinator können ein Gesuch ohne Begründung ablehnen.